Die Innere Mission München vergibt einmal im Jahr den Karl-Buchrucker-Preis für Veröffentlichungen, die sich in besonderer Weise mit sozialen und diakonischen Themen befassen. Ziel des Karl-Buchrucker-Preises ist es, den Stellenwert sozialer und diakonischer Arbeit in der Öffentlichkeit zu fördern. Daher zeichnet die Innere Mission mit diesem Preis Veröffentlichungen aus, die sich mit sozialen und diakonischen Themen beschäftigen und zu deren Diskussion anregen.
Eingereicht werden können neben journalistischen Beiträgen aus den Bereichen Print, Hörfunk, Fernsehen und dokumentarische Fotografie auch Video-Produktionen sowie journalistische Formen aus dem Internet. Ferner müssen alle eingereichten Beiträge einen Bezug zu München – dem Sitz der Inneren Mission – haben. Beiträge und Berichte über eigene Einrichtungen oder Dienste kann der Preisauslober bei der Bewerbung seriöserweise nicht akzeptieren.
Der Preis ist jährlich mit insgesamt 11.000 Euro dotiert. Neben dem mit 5.000 Euro dotierten Karl-Buchrucker-Preis gibt es einen Nachwuchspreis für junge Journalisten (Obergrenze Geburtsjahr 1987) sowie einen Themen-Preis (jeweils mit 3.000 Euro dotiert). Für diesen kommen Beiträge in Frage, die sich mit dem Merkel-Wort "Wir schaffen das" beschäftigen. Einerseits können so Erfolge der Integrationsleistung und des sozialen Engagements in der Bundesrepublik dokumentiert, andererseits aber auch noch bevorstehende Aufgaben benannt werden. Pfarrer Thorsten Nolting, Vorstand der Inneren Mission, wörtlich: "Wir merken in unserer Arbeit immer mehr, dass es sich hierbei nicht um einen Kurzstreckenlauf handelt, den man mit einem Sprint schnell schafft." Die Integrationsaufgabe gleiche vielmehr einem Marathonlauf, für den man "einen langen Atem und eine gute Kondition braucht und durch den sich unsere Gesellschaft im Ganzen verändert". Die Jury freut sich auf Berichte und Reportagen, in denen dies deutlich werde.
Die Jury besteht aus namhaften Experten aus den Bereichen Publizistik, Kunst, Kirche und Medien. Die Preisverleihung findet jeweils im März eines Jahres statt, um an die Gründung der Inneren Mission München am 23. März 1884 zu erinnern. Die Schirmherrschaft hatte der verstorbene Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog inne.
Ausgezeichnet unter Corona-Bedingungen: die Journalistinnen Anna Tillack, Franziska Grillmeier und Katrin Blum (v.l.). Foto: Erol Gurian
Mit einer Corona-bedingten Verspätung von sechs Monaten hat die Innere Mission München den diesjährigen Karl-Buchrucker-Preis verliehen. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ging an Anna Tillack für ihre im BR Fernsehen ausgestrahlte Dokumentation "Die Bettler aus der Walachei – Bedürftige oder organisierte Bande?" In der 43 Minuten langen Sendung porträtiert die Journalistin Bettler aus Rumänien, die in München ihr Glück versuchen. Zudem schildert sie eindrücklich die Situation in deren Heimatland, wo Roma-Familien in unvorstellbarer Armut leben – ohne Strom, Wasseranschluss und Kanalisation.
Laudator Till Krause bezeichnete das Werk der 34-Jährigen als ein "Meisterstück", das mit erschreckenden Bildern aus einem zur EU gehörenden Land die Zuschauer aufrüttle: "Der Film zeigt Zwischentöne, keine Lösungen; er klagt nicht an, sondern tut das, was gutes, öffentlich-rechtliches Fernsehen eben tut: dokumentieren." Filme wie dieser könnten dabei helfen, das gezeigte Leid zu mildern, wie die überwältigenden Reaktionen gezeigt hätten. So keime die Hoffnung auf, dass sich die Abwärts-Spirale beenden lasse und nicht auch die nächste Generation in Armut und Chancenlosigkeit gefangen bleibe, so Krause.
Mit dem Themenpreis ehrte die Jury die 42-jährige freie Journalistin Katrin Blum aus Berlin für ihre im "SZ-Magazin" veröffentlichte Reportage "Aus den Augen". Die Autorin protokolliert darin eine Hobby-Basketballmannschaft, die nach vielen Jahren einen ihrer früheren Mitspieler besuchen, der nach drei Schlaganfällen schwerstbehindert im Pflegeheim lebt. Zu dem diesjährigen Motto des Themenpreises, "Nächstenliebe 4.0", passe diese "wunderbare Geschichte der Menschlichkeit" hervorragend, lobte Laudator Uli Brenner.
Die Autorin, Absolventin der Deutschen Journalistenschule, zeige exemplarisch, wie sich der Blick verändert, je dichter man den Menschen kommt. "Katrin Blum ist immer ganz nah dran – und trotzdem ist ihr Blick nicht voyeuristisch; immer schildert sie die Szenen genau und bewegend – aber nie ist ihre Sprache tränendrüsig." Die Autorin bleibe auch in sehr intimen Momenten fast nachrichtlich "und genau das macht die Geschichte so anrührend". Gerade "nach Relotius" – einem mehrfach preisgekrönten Autor des Spiegel, der Teile seiner Geschichten frei erfunden oder gefälscht hatte – seien es Texte wie der von Katrin Blum, "die Zweifel an der Seriosität journalistischer Arbeit ausräumen und Vertrauen schaffen können", so Brenner. "Das ist Qualitätsjournalismus."
Den Nachwuchspreis erhielt die 28-jährige Journalistin Franziska Grillmeier für ihren in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Text "Der verlorene Sohn". Die freie Journalistin und Absolventin der Zeitenspiegel Reportageschule in Reutlingen schildert den bewegenden Kampf einer Mutter, die ihren in Griechenland inhaftierten Sohn aus dem Gefängnis holen will. Sein Vergehen: Er hatte geholfen, Flüchtlinge zu retten, deren Boot zu kentern drohte.
Laudatorin Johanna Haberer sagte, die im April 2019 erschienene, einfühlsame und klug aufgebaute Reportage lasse sich rückblickend "beinahe wie ein Stück Prophetie lesen." Changierend zwischen Rückblick und Jetztzeit-Erzählung zeige sie "die ganze Krise der europäischen Flüchtlingspolitik auf". Franziska Grillmeier gehe mit ihren Texten "an die Grenze" und schildere akribisch, "wie Menschenliebe eine Straftat wird und wie Menschen eingebuchtet werden, weil sie anderen das Leben retten".
Laudatio von Till Krause für Anna Tillack
Laudatio von Uli Brenner für Katrin Blum
Laudatio von Johanna Haberer für Franziska Grillmeier
Autoren, Journalisten oder auch Redaktionen können bereits veröffentlichte Beiträge einreichen; ebenso können Bürgerinnen und Bürger Beiträge vorschlagen. Wir nehmen Bewerbungen aus folgenden Bereichen entgegen:
Die Beiträge müssen einen Bezug zu München aufweisen und jeweils in fünffacher Ausführung mit Angabe der biographischen und bibliographischen Daten (Name, Anschrift und Geburtsdatum des Autors/Urhebers, Veröffentlichungsmedium, -ort und -datum) schriftlich eingereicht werden und verbleiben bei der Inneren Mission München.
Als Obergrenze für den Nachwuchspreis gilt aktuell der Geburtsjahrgang 1987.
Das Thema für den Themenpreis 2020 lautet: "Fünf Jahre 'Wir schaffen das'".
Die Urheberrechte an den Beiträgen werden durch die Preisverleihung nicht berührt. Bei der Verwendung personenbezogener Daten (z.B. Fotos) muss eine schriftliche Einverständniserklärung der Betroffenen vorliegen.
Bis zum 10. Januar eines jeden Jahres können Beiträge, die im Vorjahr veröffentlicht worden sind, eingereicht werden.
Bewerbungen bitte senden an:
Innere Mission München
Geschäftsführung
Karl-Buchrucker-Preis
Landshuter Allee 40
80637 München
Weitere Informationen unter:
Telefon: 089/12 69 91-121
Telefax: 089/12 69 91-129
E-Mail: khonigschnabel(at)im-muenchen.de
Karl Buchrucker wurde am 19. November 1827 als Sohn eines Pfarrers in Kleinweisach geboren. 1873 wurde Buchrucker erster Pfarrer und Dekan in München. Am 23. März 1884 rief er den „Lokalausschuss der Inneren Mission” ins Leben. 1885 fand die erste offizielle Mitgliederversammlung des „Vereins für Innere Mission München” statt. Im selben Jahr wurde Buchrucker auch zum Oberkonsistorialrat ernannt.
1890 überreicht ihm Prinzregent Luitpold von Bayern das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone, verbunden mit dem persönlichen Adel. 1897 wurde ihm der Titel eines „Königlichen geheimen Rates” verliehen. Karl Buchrucker agierte als Organisationstalent und wichtige Integrationsfigur in der bayerischen Landeskirche. Es gelang ihm, die lokal begonnenen Werke verschiedener Traditionen und Konzeptionen innerhalb der Inneren Mission zu vereinigen, um „die Seelen vom Verderben zu erretten, so viele wir können”. Er starb am 29. Januar 1899 in München.
Christiane Hawranek und Nadine Ahr für ihren Radio-Beitrag >> und Print-Artikel >> "Die gefallenen Mädchen" (BR/Zeit-Magazin) und Philipp Mausshardt für seinen Artikel "Auf eigene Faust" >> (SZ-Magazin)
Isabelle Hartmann für ihre Radio-Reportage "25 Jahre Lichtblick Hasenbergl" >> (Bayern2)
Theresa Hein für ihren Artikel "Was nicht passieren darf" >> (SZ-Magazin)
Dr. Christina Berndt für ihr Portait "Paul sieht Rot" >> (SZ) und Till Cöster für seinen Dokumentarfilm "Super Friede Liebe Love" >> (ZDF)
Katharina Hübel für ihre Reportage "Eltern ohne Rechte - das extreme Leben als Pflegefamilie" >> (Bayern 2)
Pia Ratzesberger für ihren Text "Lieber Gott, gib uns Platz" >> (SZ)
Esther Bernstorff für ihr Drehbuch zum Spielfilm "Ein Teil von uns" (ARD/BR)
Annabel Wahba für ihre Reportage "Unter einem Dach" >> (ZEITmagazin)
Abdul Basir Abid, Rania Mleihi, Ameen Nasir, Lamin Mane und Sulayman Jode für die Sendereihe "Messages of Refugees" >> (Bayern2)
Ann-Kathrin Eckardt für ihr Essay "Gute Menschen" >> (Süddeutsche Zeitung) und Beate Greindl für ihre Fernsehreportage "Der Kommissar und seine Söhne" (BR-Lebenslinien)
Wolfgang Kerler für seine Radio-Reportage "Milliongeschäft Asyl - Wer an den Flüchtlingen verdient" >> (BR-B5aktuell)
Maria Gerhard für ihre Reportage "Familienglück auf Umwegen" >> (Münchner Merkur)
Juliane Schiemenz für die Reportage „Alzheimer on the Road” >> (Reportagen)
Johannes von Creytz für das Radio-Feature „Kein Recht auf Ehe” (BR-Notizbuch)
Christine Ulrich für ihre Reportage „Ein ganzer Kontinent kommt” (Münchner Merkur)
Bernd Kastner für seine kontinuierliche und kritische Berichterstattung über die Flüchtlings-Thematik, zum Beispiel „Wir hübschen das Ganze für die Seele auf” >> und „Wie Gerüchte Angst machen” >> (Süddeutsche Zeitung).
Sophie Rohrmeier für die Reportage „Vergittert” (Süddeutsche Zeitung)
und Dr. Hans Holzhaider für die Reportage „Die beste Zeit des Lebens” (Süddeutsche Zeitung)
Marlene Halser für die Reportage „Das erste Hemd” (chrismon PLUS)
Eva Leitolf für die Fotoserie „Clearing” (ZEIT Magazin)
Karin Steinberger für die Reportage „Euer Elend kotzt mich an” (Süddeutsche Zeitung)
Elisabeth Mayer für den Film „Der hinkende Engel”
Lea Hampel für die Reportage „Herbergssuche” (chrismon)
Susanne Kellermann, Josephine Ehlert und Wolfgang Cerny für den Kurzfilm „Die Zeit dazwischen”
Mina Esfandiari für das Fotobuch „miyaneh - dazwischen”
Dr. Claus Hecking für die Reportage „Die Knastdozenten” (Financial Times Deutschland)
Marc Haenecke, Susanne Petz und Harald Rumpf für den Fernsehfilm „Zwischen Welten - Vom Aufwachen in einem anderen Leben” (arte)
Birgit Lutz-Temsch für den Erfahrungsbericht „Am schlimmsten ist die Liebe” (Süddeutsche Zeitung)
Andreas Labes für das Fotobuch „100 Jahre Leben” (Deutsche Verlagsanstalt München)
Marco Maurer und Daniel Etter für den Artikel „Sie weinte und tanzte weiter” (Süddeutsche Zeitung)
Michaela Handrek-Rehle für die Fotoreportage der Ausstellung „Einblicke - Augenblicke - Ausblicke”
Bastian Obermayer für die Reportage „Haus geträumt” (Süddeutsche Zeitung Magazin)
Uli Kick für den Film „Klassenkampf” (Bayerisches Fernsehen)
Cathrin Kahlweit für die Reportage „Gefangen im Unaussprechlichen” (Süddeutsche Zeitung)
Doris Schleich für das Feature „Billige Betreuungskräfte? Aus dem Alltag einer Pflegemutter”
(Bayern 2 Radio, Notizbuch)
Caroline Wörmann für die Serie „Leben im Alter” (Münchner Merkur)
und Armin Geier für die Serie „Zukunft Alter” (tz)
Max Kronawitter für die Reportage „Sterbezeit ist Lebenszeit” (Bayerisches Fernsehen/ARD)
Farida Heuck fur ihre Multimedia-Installation „Zertifikat Deutsch” (Galerie „Künstler BBK München”)
Elisabeth Dostert für „Der Durchboxer” (Süddeutsche Zeitung)
Beate Schäfer für die Reportage „Unser Leben mit Markus – eine außergewöhnliche Pflegefamilie”
(Bayerischer Rundfunk)
Ralph Gladitz für den Film „Wenn Elefant und Löwe den Bolero tanzen” (Bayerisches Fernsehen).
Ariela Bogenberger für „Marias letzte Reise” (Bayerisches Fernsehen)
Tanja Rest für die Reportage „Aufsatz ist nicht unsere Stärke” (Süddeutsche Zeitung)
Erol Gurian für den Foto-Essay „Die Witwen von Srebrenica” (Zenith).
Bernd Kastner für Sozialreportagen im Lokalteil (Süddeutsche Zeitung)
Uta Claus für den Film „Mein Schatz bleibt bei mir” (ZDF, 37 Grad)
Gerhard Born für die Evangelische Morgenfeier „Sparen muss sein - aber nicht an der Liebe”
(Bayerischer Rundfunk).
Redaktion „Das Notizbuch” des Bayerischen Rundfunks für „Menschen mit Behinderungen”
(Bayerischer Rundfunk, B2)
Claudia Fromme für das Portrait „Die Berührbare” (Süddeutsche Zeitung)
Alexia Späth für „Ohne Pass und Papiere: Illegal in Deutschland” (Bayerisches Fernsehen).
Rita Homfeldt für „Phönix aus der Asche - Autisten spielen Theater” (Bayerischer Rundfunk, B2)
Gabriela Sperl / Christian Wagner für den Spielfilm „ghettokids” (Bayerisches Fernsehen)
Christiane Tramitz für die Reportage „Zerrupfte Paradiesvögel” (Süddeutsche Zeitung)
Gunther Franke für den Spielfilm „Ich verstehe, was du fühlst.
Über den Umgang mit alten verwirrten Menschen” (Bayerisches Fernsehen)
Nele Ströbel für die Installation „Sonnenhof” in der Kindertagesstätte Neuhausen
Santiago Sierra für die Video-Installation „Performances”.
Max Kronawitter für den Spielfilm „1000 Jahre möchte ich alt werden!” (Bayerisches Fernsehen)
Dorlies Landwehr für die Hörfunkreportage „Beistand im Knast - Seelsorge im Frauenstrafvollzug”
(Bayerischer Rundfunk, B2)
Cécile Prinzbach für „Vaterbilder - Papa kann das auch!” (BISS)
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